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31.10.2018
Das Bild zeigt die Podiumsdiskussion auf der Bühne.

Fachtag zum Thema „Migration und Behinderung“ in Bonn / zahlreiche Expert*innen aus Theorie und Praxis / über 120 Gäste

Durch den erhöhten Zuzug geflüchteter Menschen in den letzten Jahren ist das Thema Migration wieder verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Dies betrifft zunehmend die Arbeit der Behindertenhilfe. Behinderten- und Migrationsarbeit berühren sich in vielen Fällen und können häufig voneinander profitieren. Um diese Symbiose zu beleuchten, Akteurinnen und Akteure beider Felder miteinander zu vernetzen, fachlichen Input zu geben und konstruktive Diskussionen in Gang zu setzen, veranstaltete das Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben (KSL) für den Regierungsbezirk Köln am 30. Oktober 2018 den Fachtag „Doppelt diskriminiert halt besser! - Wege aus der doppelten Benachteiligung durch Öffnung und Zusammenarbeit der Behinderten- und Migrationsarbeit“ im Haus der Geschichte in Bonn.

Der Einladung waren über 120 Interessierte gefolgt, die zunächst von Horst Ladenberger, Geschäftsführer „Selbstbestimmt Leben“ Behinderter Köln, willkommen geheißen wurden. Danach sprach Urlich Kolb vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW ein Grußwort. Er sei dankbar, dass das KSL dieses wichtige Thema heute hier behandelt. Ferner sei „das Haus der Geschichte in Bonn ein guter Ort, um Antworten auf viele wichtige Fragen zu finden“, so Kolb weiter.

Theoretiker und Praktiker aus beiden Feldern waren zusammengekommen, um Denkanstöße zu geben und sich neuen Wegen und Ideen zu öffnen. Ein breites Feld von Expertinnen und Experten von der TH Köln, dem Deutsches Institut für Menschenrechte (Monitoringstelle UN-BRK) und dem KSL Köln gaben mit ihren Vorträgen interessanten und differenzierten theoretischen Input zum Thema. So wurde festgestellt, dass schon die Aufnahme geflüchteter Menschen mit Behinderung nicht bedrfsgerecht sei. Es fehle an bedarfsgerechter Unterstützung, barrierefreier Unterbringung und der Aufklärung über Rechte und Möglichkeiten. Ferner sei eine räumliche, sprachliche und bürokratische Niederschwelligkeit zwingend von Nöten.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion gaben Vertreterinnen und Vertreter des KSL Detmold, Agisras, des Sozialpsychiatrisches Kompetenzzentrum Migration und Behinderung (SPKoM), einer Selbsthilfegruppe für Migrant*innen aus Ratingen, des Netzwerks Flüchtlinge und Behinderung sowie des Integrationsdienstes der Malteser aus Pulheim Einblicke in ihre Arbeit und besprachen Möglichkeiten und Wege die Zusammenarbeit der beiden Felder zu intensivieren und zu verbessern. Als Quitessenz des Gesprächs ergab sich die Überzeugung, dass es wichtig sei das Angebot zu den Menschen zu tragen, die Selbsthilfe weiter zu fördern bzw. zu initiieren, über den eigenen Beratungs-Tellerrand zu blicken und Allianzen zu bilden, um vorhandene Ressourcen zu bündeln und weiter ergänzen zu können.

Kulturell bereichert wurde der Fachtag durch Gedichte des Flüchtlingsprojektes aus Pulheim und durch Trommelmusik aus dem Senegal von Pape Samory Seck. Zum Ausklang des Tages bot der museumspädagogische Dienst des Hauses der Geschichte eine barrierefreie Führung durch die Dauerausstellung an, die den Tag gelungen abrundete.